Mündliche Anfrage gestellt von Olja Koterewa, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zur BVV am 21. Mai 2025
Ich frage das Bezirksamt:
- Welche Maßnahmen ergreift das Bezirksamt um den massiven Rattenbefall in der gesamten Liebigstraße, der durch die Untertunnelungen schon zu Einbrüchen in der Straßendecke geführt hat, zu bekämpfen?
- Welche Gesamtstrategie, die auf Nachhaltigkeit ausgelegt ist, verfolgt das Bezirksamt bei der Rattenbekämpfung in unserem Bezirk?
- In welchem fachlichen Austausch steht das Bezirksamt mit anderen Bezirken, der Senatsverwaltung und Expert*innen, um Strategien für eine erfolgreiche und nachhaltige Rattenbekämpfung zu entwickeln und zu implementieren?
Es antwortet Max Kindler, Bezirksstadtrat, Abt. Jugend, Familie und Gesundheit
zu 1. Welche Maßnahmen ergreift das Bezirksamt um den massiven Rattenbefall in der gesamten Liebigstraße, der durch die Untertunnelungen schon zu Einbrüchen in der Straßendecke geführt hat, zu bekämpfen?
Ratten sind in der Liebigstraße und in der Umgebung leider ein Dauerproblem. Die Proskauer Straße, die Karl-Marx-Allee, die Frankfurter Allee sind in unmittelbarer Nähe und die dortigen Ratten schwärmen im Rahmen ihres Bewegungsradius aus. Vor allem der untere Bereich der Liebigstraße ist seit längerem im Gesundheitsamt mit Beschwerden und Rattenmeldungen bekannt. Wir beantworten dazu auch regelmäßig schriftliche Anfragen von Bezirksverordneten und Abgeordneten auf Landesebene. Ich verweise unter anderem auf die Beantwortung der Mündlichen Anfrage DS/0068/VI für unseren Bezirk oder auf Ebene des AGH auf S19-16742 Rattenbekämpfung im Land Berlin.
Über die Kernproblematik habe ich sowohl im SAG- Ausschuss letztes Jahr bei der Vorstellung des Fachbereichs 2 als auch in der letzten Sitzung des JHA am 6. Mai 2025 jeweils anlassbezogen unterrichtet. Um das noch einmal klarzustellen: die Beschwerden zur Liebigstraße beziehen sich auf den bekannten unteren Teil der Liebigstraße (vor allem Nr. 1-5; 4, 4a, 4b und 5 werden von der WBM verwaltet)) und dem Bereich der Schule/ Jugendclub dort aber direkt auf dem Gelände. Die Bekämpfungsmaßnahmen im Außengelände der Schule / Jugendclub sowie dem unteren Teil der Liebigstraße sind noch nicht abgeschlossen.
Es gab seit November 2024 mehrfach Ortstermine durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachbereichs Infektionsschutz, umweltbezogener Gesundheitsschutz und Katastrophenschutz. Bei allen Terminen wurde trotz laufender oder gerade abgeschlossener Bekämpfungsmaßnahmen Rattenbefall festgestellt.
Den Meldungen wird stets zeitnah nachgegangen. Das Gesundheitsamt ist zudem in intensivem Austausch mit anderen Ämtern des Bezirksamts auf Arbeitsebene und den verschiedenen Hausverwaltungen und ordnet immer wieder sowohl die Beseitigung sog. Sicherungsmängel als auch Rattenbekämpfungsmaßnahmen in dem gesamten Bereich gegenüber den verantwortlichen Hausverwaltungen an. Das Gesundheitsamt ist selbstverständlich auch bereits beratend tätig, wenn es um Fragen der Verbesserung der Müllbereiche geht.
Das Gesundheitsamt hat unter anderem die WBM aufgefordert, die Müllstandfläche vor der Liebigstraße 4 so instand zu setzen, dass das Risiko für ein erneutes Eindringen von Ratten minimiert wird. Konkret müssen dazu im Vorgarten erforderlichen Erdarbeiten durchgeführt werden, um den bestehenden Rattenbefall zu beseitigen. Dazu muss der Bereich ausgehoben werden. Der Untergrund ist fachgerecht zu verdichten und anschließend wieder ordnungsgemäß aufzufüllen. Diese Erdarbeiten sind bereits seitens der Hausverwaltung ausgeführt worden.
Mit den Anwohnenden bzw. einer Vertreterin aus der Nachbarschaft war ich persönlich in meiner Bürgersprechstunde im Februar im Austausch über die Lage in der Liebigstraße, die sich im Übrigen nicht nur auf Ratten bezieht. Im Rahmen der laufenden Verständigung mit der WBM haben wir im Nachgang Anregungen der Nachbarschaft, z.B. die Empfehlung zur Aufstellung eines Hinweisschildes an den Rabatten „Bitte keinen Müll entsorgen“, vorgeschlagen.
Es wird gegebenenfalls einige Zeit in Anspruch nehmen, bevor einige der besprochenen und angestoßenen Maßnahmen umgesetzt werden. Bekämpfungsmaßnahmen und Hinweise zu Verhaltensänderungen zeigen leider auch nicht direkt über Nacht Erfolge. Wir hoffen allerdings, dass sich hier kurz,- mittel- und langfristig Erfolge sehen lassen, die die Lebensqualität der Anwohnenden in diesem Punkt steigen lassen.
zu 2. Welche Gesamtstrategie, die auf Nachhaltigkeit ausgelegt ist, verfolgt das Bezirksamt bei der Rattenbekämpfung in unserem Bezirk?
Die Ratte als Kulturfolger wird sich im großstädtischen Raum leider immer nur in ihrer Population verringern lassen, jedoch keinesfalls vollständig verschwinden.
Aufgabe des Gesundheitsamtes ist es, nach dem Infektionsschutzgesetzt allen Meldungen nachzugehen und Maßnahmen zu ergreifen, um dieses Ziel zu erreichen, wobei bei jeder Bekämpfung auch konsequent Wert auf die Prävention gelegt wird. Der Fachbereich 2 ist deshalb auch beratend für Bürgerinnen- und Bürger oder auch Eigentümer tätig, um Rattenbefall zu vermeiden.
Kurzfristig sind die eingeleiteten Maßnahmen wirksam, da die durchgeführten Rattenbekämpfungsmaßnahmen bis zur Tilgung durchgeführt werden. Aber aus Sicht beinahe aller Gesundheitsämter sind die Erfolge bei der Rattenbekämpfung insgesamt mäßig. Die ungenügende Beseitigung von Sicherungsmängeln, die Entsorgung von Lebensmittelresten im Straßenland und in Parks, die Vogelfütterung durch Teile der Bevölkerung und die zunehmende Verschmutzung und Verwahrlosung öffentlicher und privater Flächen sind mitverantwortlich für einen ausbleibenden Erfolg.
Das Gesundheitsamt ist daher mit meinem Büro und der Pressestelle bereits seit letztem Jahr im Austausch zu einer Informationsreihe für ein nachhaltiges Rattenmanagement. Der erste Baustein, die bezirkliche Informationsseite dazu, ist kurz vor der Fertigstellung und wird neben allgemeinen Informationen auch ein FAQ enthalten, worauf Privatpersonen und Eigentümer von Immobilien achten können, um das Einnisten von Ratten zu vermeiden.
Sobald dies finalisiert ist, werden wir dazu auch eine entsprechende Flankierung durch Pressearbeit vornehmen und den Fachausschuss informieren.
zu 3. In welchem fachlichen Austausch steht das Bezirksamt mit anderen Bezirken, der Senatsverwaltung und Expert*innen, um Strategien für eine erfolgreiche und nachhaltige Rattenbekämpfung zu entwickeln und zu implementieren?
Das Bezirksamt steht seit Jahren mit verschiedenen Akteuren zur Thematik eines nachhaltigen Rattenmanagements im Austausch. Zum einen tagen regelmäßig die Hygienereferentinnen und -referenten der Fachbereiche Hygiene der Gesundheitsämter in denen sich dazu verständigt wird. Darüber hinaus wird diese Thematik auf der Ebene der Amtsärztinnen und –ärzte adressiert. Diese wiederum verständigen sich ebenfalls in regelmäßigen Austauschrunden mit der zuständigen Senatsgesundheitsverwaltung. Auch in den regelmäßigen Sitzungen der Bezirksstadträtinnen und Stadträte mit der Staatssekretärin kommt es dazu zu Verständigung.
Auf Anregung aus dem SAG Ausschuss aus dem März ist eine konkrete fachliche Abstimmung zwischen dem Gesundheitsstadtrat in Neukölln, Hannes Rehfeldt, und mir noch ausstehend. Es geht hierbei um einen Erfahrungsaustausch und gegebenenfalls eine Abstimmung, wo und wie gemeinsame Maßnahmen sinnvoll sein können. Wir haben ja z.B. am Herrmannplatz gemeinsame Bezirksgrenzen, vor denen Ratten jedoch nicht Halt machen.
Mit freundlichen Grüßen
Max Kindler
Bezirksstadtrat