Am 26. März 2025 war die Tribüne des Saals für die Verordnetenversammlung im Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg bunt gefüllt mit Kindern, Eltern und pädagogischem Personal der Lemgo-Grundschule aus Kreuzberg. Mit großen Bannern und Musikinstrumenten waren sie gekommen, um für das zu kämpfen, was ihnen zusteht: eine gute, gerechte und umfassende Bildung. Laut machten sie deutlich, dass sie die aktuellen senatsseitigen Kürzungen im Bildungsbereich nicht einfach hinnehmen werden. Die drohende Schließung ihrer Schulbibliothek und die Streichung einer Stelle für Schulsozialarbeit waren für sie ein klarer Beweis dafür, dass der Senat an der falschen Stelle spart. „Die Schulbibliothek brauchen wir, um uns in den Pausen auszuruhen und schöne Bücher lesen zu können. Die Sozialarbeiter*innen sind wichtig, wenn wir einen Streit in der Klasse haben. Denn sie unterstützen uns dabei, ihn zu lösen. Wie könnt Ihr uns helfen, diese wichtigen Dinge zu erhalten?“ fragten Cleo und Henny, beide 9 Jahre alt, auf dem Podium der BVV.
Sparen auf dem Rücken der Schwächsten
Die Lemgo-Grundschule ist leider kein Einzelfall in unserem Bezirk. Auch in anderen Schulen werden Stellen von Schulsozialarbeiterinnen gestrichen, wodurch wertvolle Unterstützung für Kinder verloren geht. Gerade diejenigen, die es besonders schwer haben – Kinder mit Fluchterfahrung oder mit besonderen Förderbedarfen – brauchen verlässliche und vertraute Ansprechpersonen im Schulalltag. Sozialarbeiterinnen helfen Konflikte zu lösen, Ängste abzubauen und ein Lernumfeld zu schaffen, in dem sich alle Kinder gut entwickeln können. Ihre Arbeit ist essenziell, um Chancengleichheit zu ermöglichen und doch wird sie jetzt massiv beschnitten. Auch andere Bildungsangebote werden dem Sparzwang geopfert: Natur- und Werkpädagogik verschwinden aus dem Schulalltag, obwohl gerade diese praxisorientierten und kreativen Ansätze vielen Kindern helfen, sich mit Freude und Motivation Wissen anzueignen. Wer hier kürzt, spart nicht – er nimmt Kindern Zukunftschancen. Schulersatzprojekte für Kinder, denen der Besuch einer Regelschule nicht möglich ist, werden genauso gekürzt wie Brückenangebote für geflüchtete Kinder – Angebote, die die Zeit des Wartens auf einen Regelschulplatz bisher ausgefüllt und strukturiert haben. Die Leidtragenden dieser Kürzungen sind vor allem jene Schülerinnen und Schüler, die ohnehin schon mit großen Herausforderungen zu kämpfen haben. Sie sind es, die im Schulalltag den Halt verlieren, wenn Strukturen wegbrechen. Sie sind es, die auf Unterstützung angewiesen sind, die ihnen nun genommen wird.
Bildung ist ein Grundrecht und muss es bleiben!
Doch wir sagen: Bildung ist kein Luxus, den man nach Kassenlage gewährt oder streicht. Bildung ist ein Grundrecht! Investitionen in Schulen sind Investitionen in die Zukunft unserer Gesellschaft. Eine Politik, die an Bildung spart, spart am sozialen Zusammenhalt, an Chancengerechtigkeit und an der Zukunft unserer Kinder. Das werden wir nicht akzeptieren! Wir – die Fraktion der Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg – stehen an der Seite der Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte, die sich für den Erhalt und Ausbau einer starken und gerechten Bildungslandschaft einsetzen. Wir als Grüne Bezirksverordnete – und damit gewählte Vertreter*innen der Menschen in unserem Bezirk – fordern den Senat auf, die Kürzungen zurückzunehmen und eine Bildungsstrategie zu entwickeln, die keine Kinder zurücklässt: Am 26.03.2025 haben wir, gemeinsam mit den Fraktionen der Linken und der SPD, eine Resolution in die BVV eingebracht: Keine Zukunft ohne Bildung – Berlins Sparkurs gefährdet die Chancen der Kinder und Jugendlichen in unserem Bezirk! Die Fraktion der CDU in unserer BVV hat diese Resolution abgelehnt. Doch wir stehen an der Seite der Kinder und ihrer Familien in unserem Bezirk. Wir bleiben laut und sichtbar. Denn Bildung und die Zukunft unseres Bezirks ist nicht verhandelbar und muss unkürzbar bleiben!
Beitrag der Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann aus dem Xhain-Stachel Nr. 76, 2025/2