Mündliche Anfrage gestellt von Dr. Dominik Pross, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zur BVV am 16. Juli 2025
Ich frage das Bezirksamt:
- Hat das Bezirksamt Kenntnisse über die Verbreitung sogenannter „Baller-Liquids“ (flüssige chemische Drogen, oft aus Eigenherstellung, für den Konsum in E-Zigaretten) im Bezirk?
- Welche Ressourcen erachtet das Bezirksamt als im Sinne des Konnexitätsprinzips erforderlich, um das von der Bundesregierung auf den Weg gebrachte Verbot von Lachgas für Minderjährige effektiv kontrollieren zu können?
- Welche Möglichkeiten, jenseits von Repression und Verdrängung, sieht das Bezirksamt für den Umgang mit (jugendlichen) Drogenkonsument*innen; z.B. Aufklärungs- und/oder Präventionsangebote in Jugendfreizeiteinrichtungen?
Es antwortet Clara Herrmann, Bezirksbürgermeisterin, Abt. Finanzen, Personal, Wirtschaft, Kultur, Diversity und Klima
zu 1. Hat das Bezirksamt Kenntnisse über die Verbreitung sogenannter „Baller-Liquids“ (flüssige chemische Drogen, oft aus Eigenherstellung, für den Konsum in E-Zigaretten) im Bezirk?
Bei den sogenannten „Baller-Liquids“ handelt es sich um illegale Substanzen, die nicht legal im Handel erhältlich sind. Meist werden diese über Online-Shops vertrieben. Das Jugendamt verzeichnet im Bereich der Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit in den Einrichtungen und Projekten im Bezirk F-K eine deutliche Zunahme der Problematiken Konsum von Lachgas und Vapen mit E-Zigaretten – letzteres bereits bei 11- und 12-Jährigen und sieht dies mit großer Besorgnis.
Der Bezirk erhebt jedoch keine eigenen Daten für eine statistische Auswertung im Sinne eines Sucht-Surveys. Die für Gesundheit zuständige Senatsverwaltung erstellt jährlich einen Jahresbericht zur aktuellen Situation der Suchthilfe in Berlin, die aktuellste Ausgabe für das Jahr 2023 ist hier abrufbar: https://www.berlin.de/lb/drogen-sucht/service/statistiken-und-berichte/
zu 2. Welche Ressourcen erachtet das Bezirksamt als im Sinne des Konnexitätsprinzips erforderlich, um das von der Bundesregierung auf den Weg gebrachte Verbot von Lachgas für Minderjährige effektiv kontrollieren zu können?
Um eine genaue Ressourcenabschätzung vornehmen zu können, muss zunächst der Gesetzgebungsprozess abgeschlossen und klar sein, welche Aufgaben beim Bezirk liegen werden. Es gilt grundsätzlich, dass im Sinne des Konnexitätsprinzips die Übernahme zusätzlicher Aufgaben auch die Bereitstellung zusätzlicher Ressourcen bedeutet.
zu 3. Welche Möglichkeiten, jenseits von Repression und Verdrängung, sieht das Bezirksamt für den Umgang mit (jugendlichen) Drogenkonsument*innen; z.B. Aufklärungs- und/oder Präventionsangebote in Jugendfreizeiteinrichtungen?
Expertise zum Thema und den Folgen liegt beispielsweise bei den Beratungsstellen und Straßensozialarbeiter*innen. Beratungsangebote und Straßensozialarbeit erweisen sich als sehr zielgerichtete Mittel, um insbesondere auch jugendliche Drogenkonsument*innen zu erreichen. Zu nennen ist hier beispielsweise Gangway e. V.
Pädagogische Fachkräfte reagieren durch verstärkte Thematisierung der möglichen Folgen, insbesondere im neuronalen Bereich und bei Koordinationsfähigkeiten vor allem bei Überdosierungen, die den jungen Menschen in der Regel nicht bewusst sind. Absolut problematisch sind die leichte Verfügbarkeit und die ansprechende Werbung für diese Produkte, denen Jugendliche im Grunde machtlos und ungeschützt ausgesetzt sind. Auch die schnelle Weiter -(entwicklung) der synthetischen Drogen ist eine große Herausforderung, da pädagogische Fachkräfte sich permanent weiter dazu fortbilden müssen.
In den bezirklichen Facharbeitsgemeinschaften der Jugendarbeit bzw. der Jugendsozialarbeit wird das Thema aufgegriffen und in einem Best-Practice-Austausch behandelt. Ein gutes Beispiel für wirksame Präventionsmaßnahmen ist z. B. die diesjährige Kampagne im Rahmen des Berliner Landesprogramms „Na klar – Unabhängig bleiben!“, die das Thema Lachgas und Mischkonsum aufgreift. Für die Kampagne wurden unterschiedliche Materialien für die Öffentlichkeitsarbeit (Infokarten, Quiz, Poster) erarbeitet, die unter anderem bei Präventionsveranstaltung für Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen „Fit für die Straße“ eingesetzt werden. Außerdem wurde eine Methode für die pädagogische Arbeit mit jungen Menschen in Schule und Jugendarbeit erstellt, die auf der Webseite des Landesprogramms abrufbar ist: www.praevention-na-klar.de/#lachgas