Mündliche Anfrage gestellt von Jutta Schmidt-Stanojevic, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zur BVV am 29. Januar 2025
Ich frage das Bezirksamt:
- Wie hoch ist der Anteil der Ausgaben für den Frauen- und Mädchensport aus der Sportförderung?
- Welche Frauen – und Mädchensportprojekte wurden und werden in den Jahren 2021- 2025 gefördert?
- Welche Maßnahmen will das Bezirksamt in den nächsten Jahren umsetzen, um den Anteil von Frauen- und Mädchen zu erhöhen?
Es antwortet Andy Hehmke, Bezirksstadtrat, Abt. für Schule, Sport und Facility Management
zu 1. Wie hoch ist der Anteil der Ausgaben für den Frauen- und Mädchensport aus der Sportförderung?
Der Anteil der Ausgaben für den Frauen*- und Mädchen*sport aus der Sportförderung wird nicht gesondert gelistet, jedoch können einige relevante Titel identifiziert werden. Unter Titel 68406 sind jährlich 5.000 Euro explizit für die Förderung von Mädchen*- und Frauen*sport vorgesehen. Diese Mittel sollen gezielt Projekte und Maßnahmen unterstützen, die den Zugang von Mädchen* und Frauen* zu Sportangeboten fördern und ihre Beteiligung erhöhen. Der Anteil der Ausgaben für den Frauen*- und Mädchen*sport belaufen sich für das Jahr 2024 auf etwa 43 % und für 2025 auf etwa 50 %.
Darüber hinaus erhalten Sportvereine Zuschüsse aus dem Titel 5410 pro gemeldetem Frauen*- oder Mädchen*team, um den Anteil dieser Teams im Vereinssport zu steigern. Diese Angaben basieren auf den vorhandenen Haushaltsdaten und zeigen, dass ein signifikanter Teil der Sportförderung gezielt für die Unterstützung von Frauen* und Mädchen* vorgesehen ist. Bei den Aufwandsentschädigungen für die Nutzung von Sportanlagen stehen 9.524 Euro im Jahr 2024 und 10.775 Euro im Jahr 2025 als Zuschüsse für Vereine pro Frauenteam zur Verfügung. Das Gesamtbudget in diesem Bereich liegt 2024 bei 126.000 Euro, während 2025 bislang 26.610,72 Euro angeordnet wurden, mit einem bereits verplanten Betrag von 105.271,44 Euro (Stand: 28.01.2025). Der Anteil der Mittel für den Frauen- und Mädchensport steigt in diesem Bereich nur leicht von 8 % im Jahr 2024 auf 10 % im Jahr 2025.
Auch bei der Sportler*innenehrung legt das Bezirksamt besonderen Wert auf Diversität. Dabei wird darauf geachtet, dass die Ehrungen die Vielfalt der zu ehrenden Personen widerspiegeln. Dies umfasst sowohl unterschiedliche Sportarten als auch die Berücksichtigung verschiedener Altersgruppen und kultureller Hintergründe. Ziel ist es, eine repräsentative Auswahl an Sportlerinnen zu würdigen, um die Gleichberechtigung und Anerkennung von Leistungen im Sport zu fördern. Dieser Ansatz unterstützt auch das Engagement, Frauen* und Mädchen* stärker im Sport sichtbar zu machen und als Vorbilder zu positionieren.
zu 2. Welche Frauen – und Mädchensportprojekte wurden und werden in den Jahren 2021- 2025 gefördert?
Der Fußballplatz Metrohimmel wurde als Projekt für die gezielte Förderung von FLINTA*-Teams ins Leben gerufen. Ziel des Projekts ist es, einen sicheren und inklusiven Raum zu schaffen, in dem FLINTA*-Personen gezielt sportlich gefördert und in ihrer individuellen und kollektiven Entwicklung gestärkt werden können.
Im Rahmen der Umsetzung des Projekts werden regelmäßige Trainingsangebote und Turniere organisiert, die nicht nur den sportlichen Aspekt, sondern auch den sozialen Zusammenhalt innerhalb der Teams fördern. Der Platz soll zudem als Begegnungsstätte dienen, an der sich FLINTA*-Teams austauschen und gegenseitig unterstützen können.
Mit diesem Modellprojekt setzt der Fußballplatz Metrohimmel ein starkes Zeichen für Diversität, Chancengleichheit und die Förderung von marginalisierten Gruppen im Sport. Die Initiative ist ein wichtiger Schritt, um die Sichtbarkeit und Teilhabe von FLINTA*-Personen im Fußball und im Sportsystem insgesamt zu erhöhen.
Das Ü35 FLINTA-Fußball-Turnier*, organisiert vom DFC Kreuzberg/Fußball und Begegnung e.V., hat erstmals stattgefunden. Diese Veranstaltung stellt ein bedeutendes Angebot für FLINTA*-Personen im Sport dar und bietet insbesondere älteren Spieler*innen und FLINTA*-Personen eine Plattform zur sportlichen Betätigung und Vernetzung.
Das Turnier trägt zur Förderung des Frauen*- und Mädchen*sports bei und setzt ein wichtiges Zeichen für Diversität und Gleichberechtigung im Fußball. Die Veranstaltung unterstützt den Aufbau von nachhaltigen Sportstrukturen für FLINTA*-Personen im Bezirk und stärkt deren Sichtbarkeit im organisierten Sport. Die erstmalige Durchführung zeigt das wachsende Interesse an inklusiven Sportangeboten, und eine regelmäßige Wiederholung könnte einen wichtigen Beitrag zur langfristigen Förderung von FLINTA*-Personen im Fußball leisten.
Die traditionelle bezirkliche Veranstaltung „Leyla rennt“ wird jährlich gefördert und bietet niedrigschwellige Sportangebote speziell für Mädchen*. Ziel dieser Veranstaltung ist es, Mädchen* einen einfachen und attraktiven Zugang zu sportlichen Aktivitäten zu ermöglichen. Dabei sollen insbesondere Personen angesprochen werden, die bisher wenig Berührungspunkte mit Sport hatten. „Leyla rennt“ ist ein wichtiger Bestandteil der bezirklichen Maßnahmen, um die Beteiligung von Mädchen* im Sport zu fördern, ihnen neue Möglichkeiten zu eröffnen und das Interesse an einer aktiven Freizeitgestaltung zu wecken. Die kontinuierliche Förderung dieser Veranstaltung unterstreicht das Engagement des Bezirks, geschlechterspezifische Hürden im Sport abzubauen und Mädchen gezielt zu stärken.
Die Veranstaltung Discover Football, die alle zwei Jahre stattfindet, ist ein internationales Fußballfestival, das sich für Geschlechtergerechtigkeit, Empowerment und die Stärkung von Frauen* und FLINTA*-Personen im Sport einsetzt. Organisiert von Fußball und Begegnung e.V., bringt das Projekt Teams, Aktivist*innen und Trainer*innen aus verschiedenen Ländern zusammen, um Fußball als Mittel zur Förderung sozialer Gerechtigkeit und interkulturellen Austauschs zu nutzen.
Im Rahmen des Festivals werden Turniere, Workshops und Diskussionsrunden durchgeführt, die sich mit Themen wie Gleichberechtigung, Inklusion und den Herausforderungen von Frauen* und FLINTA*-Personen im Fußball auseinandersetzen. Die Veranstaltung bietet eine Plattform für Vernetzung, Erfahrungsaustausch und strategische Zusammenarbeit zwischen Akteur*innen, die sich weltweit für eine geschlechtergerechte Sportkultur einsetzen.
Durch die regelmäßige Durchführung trägt Discover Football dazu bei, nachhaltige Strukturen für den Frauen*- und FLINTA*-Fußball zu schaffen und das Bewusstsein für Gleichberechtigung im Sport zu schärfen.
Am Wochenende des 13. und 14. Mai 2023 fand in der Lobeckhalle in Berlin-Kreuzberg das erste Internationale Kreuzberger Box-Turnier für Mädchen* und Frauen* statt. Die Veranstaltung wurde von der Boxgruppe Seitenwechsel e.V. in Zusammenarbeit mit dem Berliner Boxverband und mit Unterstützung des Sportamts Friedrichshain-Kreuzberg organisiert und durchgeführt. Wir freuen uns, dieses wichtige Event aktiv unterstützt zu haben, um ein starkes Zeichen für Geschlechtergerechtigkeit und Diversität im Sport zu setzen.
Die Sportvereine, die sich auf die Förderung und Unterstützung der genannten Zielgruppe spezialisiert haben, werden durch gezielte Netzwerkarbeit und umfassende Unterstützung bei der Akquirierung von Fördermitteln unterstützt.
Im Rahmen der Netzwerkarbeit wird eine Plattform geschaffen, auf der Vereine, Initiativen und andere Akteur*innen miteinander in Kontakt treten, sich austauschen und Kooperationen eingehen können. Diese Vernetzung trägt dazu bei, Synergien zu schaffen und gemeinsame Strategien zur Förderung der Zielgruppe zu entwickeln.
Zudem erhalten die Vereine konkrete Unterstützung bei der Identifikation und Beantragung von Fördermitteln. Dies umfasst unter anderem Beratung bei der Erstellung von Förderanträgen und die Vermittlung von Finanzierungsmöglichkeiten.
Durch diese Maßnahmen wird sichergestellt, dass die Sportvereine nicht nur ihre laufenden Angebote aufrechterhalten, sondern auch ihre Strukturen langfristig stabilisieren und ausbauen können, um FLINTA*-Personen eine kontinuierliche und hochwertige Förderung im Sport zu ermöglichen.
Wir unterstützen die Sportvereine aktiv bei der Umsetzung von MINTA-Projekten (wie z.B. MINTAaktiv – Bewegung und Sport von und für Mädchen, Inter-, Nicht-Binären, Trans- und Agender-Menschen*) und fungieren dabei als Multiplikatorin und geben dem Projekt Räume zur Umsetzung. Durch diese Rolle tragen wir dazu bei, dass erfolgreiche Konzepte und Ansätze zur Förderung von Frauen* und Mädchen* im Sport verbreitet und in möglichst vielen Vereinen umgesetzt werden können.
Unsere Unterstützung umfasst die Beratung der Vereine bei der Entwicklung und Umsetzung solcher Projekte, die Bereitstellung von Informationen und Bereitstellung von geeigneten Sportflächen bei der Umsetzung der Maßnahmen. Dabei fördern wir den Austausch von Best Practices zwischen den Vereinen, um Synergien zu schaffen und die Wirkung der Projekte zu maximieren.
Als Multiplikatorin setzen wir uns dafür ein, dass die Bedeutung von MINTA-Projekten in der Öffentlichkeit sichtbar wird und langfristig mehr Ressourcen und Aufmerksamkeit auf die Förderung von Mädchen* und Frauen* im Sport gelenkt werden. Unser Ziel ist es, die Strukturen im Sport nachhaltig so zu gestalten, dass Chancengleichheit und Teilhabe für alle gewährleistet werden.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Förderung des Frauen*- und Mädchen*sports im Bezirk sind die regelmäßigen Feriencamps, die durch verschiedene Vereine in Kooperation mit verschiedenen Organisationen, darunter Champions ohne Grenzen, organisiert werden. Diese Camps richten sich speziell an Mädchen* und junge Frauen*, einschließlich geflüchteter Mädchen* und Frauen*, und bieten ihnen die Möglichkeit, in einem geschützten und unterstützenden Umfeld Sport zu treiben, neue Sportarten kennenzulernen und soziale Kontakte zu knüpfen.
Durch diese gezielten Angebote werden nicht nur die sportlichen Fähigkeiten gefördert, sondern auch der gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt. Die Camps tragen dazu bei, Barrieren abzubauen, Vorbilder zu schaffen und insbesondere Mädchen* mit Flucht- oder Migrationshintergrund den Zugang zum organisierten Sport zu erleichtern. Sie sind ein wichtiger Bestandteil der Integrationsarbeit im Bezirk und fördern langfristig die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen* und Mädchen* am Sport.
Diese Aufzählung stellt eine Auswahl bereits umgesetzter Maßnahmen dar und ist nicht abschließend. Das Bezirksamt verfolgt das Ziel, den Frauen*- und Mädchen*sport kontinuierlich zu stärken und weiterzuentwickeln. Durch eine Kombination aus finanzieller Unterstützung, Beratungsmaßnahmen, strukturellen Anpassungen und langfristigen Partnerschaften wird eine geschlechtergerechte Sportentwicklung im Bezirk angestrebt.
zu 3. Welche Maßnahmen will das Bezirksamt in den nächsten Jahren umsetzen, um den Anteil von Frauen- und Mädchen zu erhöhen?
Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg hat verschiedene Maßnahmen und Zielsetzungen definiert, um den Anteil von Frauen* und Mädchen* im Sport zu erhöhen. Hier sind die zentralen Maßnahmen kurz erläutert:
- Schaffung geschlechtergerechter Zugangsvoraussetzungen
Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg baut Zugangshemmnisse für Frauen* und Mädchen* sukzessive ab. Ein Schwerpunkt liegt darauf, geschlechtergerechte Vergabeprozesse für die Nutzung von Sportanlagen zu verbessern, um eine gleichberechtigte und barrierefreie Nutzung durch Frauen* und Mädchen* zu gewährleisten.
- Förderung durch spezielle Programme
Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg setzt auf gezielte Programme zur Förderung des Frauen*- und Mädchen*sports. Vereine, die Frauen*- oder Mädchen*teams melden, können finanzielle Zuschüsse beantragen, die sich an der Anzahl der gemeldeten Teams orientieren. Zusätzlich werden jährlich Zuwendungen in Höhe von 5.000 Euro bereitgestellt, um Maßnahmen zur expliziten Förderung von jungen Frauen* und Mädchen* im Sport umzusetzen und entsprechende Aktivitäten zu unterstützen.
- Veranstaltungen zur Förderung des Mädchen*- und Frauen*sports
Regelmäßige Veranstaltungen wie „Leyla rennt“ oder einzelne Veranstaltungen (s.o.) bieten Mädchen* und Frauen* die Gelegenheit, verschiedene Sportarten kennenzulernen und auszuprobieren. Auch Veranstaltungen werden geschlechtersensibel und zielgruppenorientiert gestaltet, um alle gleichermaßen anzusprechen.
- Langfristige Partnerschaften und Netzwerke
Der Arbeitskreis Mädchen*- und Frauen*sportförderung koordiniert Maßnahmen und stimmt diese mit Vereinen, Organisationen und weiteren relevanten Akteur*innen ab. Dabei wird in enger Zusammenarbeit mit dem Bezirkssportbund Friedrichshain-Kreuzberg e.V. und dem Landessportbund Berlin gezielt die Förderung von Frauen* und Mädchen* im Sport vorangetrieben. Diese Kooperationen sollen langfristig die Strukturen für eine geschlechtergerechte Sportförderung stärken.
- Bauliche Maßnahmen
Beim Neubau von Sportfunktionsgebäuden wird darauf geachtet, Barrierefreiheit zu gewährleisten und geschlechtergerechte Zugangsmöglichkeiten zu schaffen. Diese Maßnahmen sollen langfristig dazu beitragen, Frauen* und Mädchen* den Zugang zu Sportanlagen zu erleichtern und sie zur aktiven Teilnahme zu motivieren.